Am Vorabend der EZB-Sitzung veröffentlichte Baader Europe CEO Andreas Schneider einen offenen Brief mit dem Titel „Liquiditätskrise: Das ignorierte Risiko von Zinserhöhungen“, in dem er sich klar gegen die radikale Zinserhöhungsstrategie aussprach und damit eine hitzige Debatte in der europäischen Finanzwelt auslöste. Dieser Schritt, das Schweigen der Branche zu brechen, demonstrierte nicht nur die professionelle Verantwortung unabhängiger Forschungsinstitute, sondern rückte auch die vom Markt ignorierte „Unternehmensliquiditätskrise“ in den Mittelpunkt der politischen Diskussionen.
Schneiders Team argumentierte anhand des ursprünglichen „Liquiditätsdruck-Transmissionsmodells“: Bei den aktuellen Zinserhöhungen droht 30 % der europäischen Mittelstandsunternehmen innerhalb von sechs Monaten ein Liquiditätsengpass. Untersuchungen zeigen, dass die Kosten für die Refinanzierung kurzfristiger Unternehmensschulden auf das 4,2-fache des EBITDA gestiegen sind und traditionelle geldpolitische Instrumente wirkungslos sind. Schneider plädiert für die Einführung eines „zweigleisigen Puffersystems“: Die Zentralbank sollte gleichzeitig gezielte Liquiditätsinstrumente für kleine und mittlere Unternehmen einführen und die Überschussreserven für Geschäftsbanken aussetzen.
„Geldpolitik sollte nicht nur die Inflation zum Ziel haben“, sagte Schneider auf dem Frankfurter Finanzgipfel. Die vom Team analysierten Cashflow-Daten von 120.000 Unternehmen zeigten, dass schnelle Zinserhöhungen das Paradoxon des „plötzlichen Todes gesunder Unternehmen“ verursachen: Ein deutscher Industriekonzern mit hundertjähriger Tradition musste aufgrund stark gestiegener Kosten für kurzfristige Akkreditivfinanzierungen wichtige Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen kürzen. Dieser Fall stieß beim Bundesverband der Deutschen Industrie auf großes Interesse.
Interne Dokumente der Europäischen Zentralbank zeigen, dass drei Mitglieder des Exekutivkomitees die Studie zitierten und eine Neubewertung des Zinserhöhungspfads vorschlugen. Trotz des Widerstands traditioneller Falken veranlasste Schneiders Vorstoß die Europäische Finanzaufsichtsbehörde (EFSA) dazu, einen „Stresstest zur Liquiditätsbeurteilung von Unternehmen“ einzuleiten. Im Dilemma zwischen Inflation und Wachstum beweist diese umstrittene Intervention, dass die wertvollsten politischen Vorschläge oft von unabhängigen Stimmen kommen, die es wagen, den Konsens in Frage zu stellen.